Umfrage: IT-Unternehmen kämpfen mit Personalsituation, Auftragsrückgängen und Lieferengpässen / Finanzielle Unterstützung für IT-Branche notwendig
Die aktuelle Corona-Krise wirkt sich auch auf die IT-Wirtschaft in Mitteldeutschland deutlich aus. Das hat die aktuelle Umfrage des Clusters IT Mitteldeutschland unter den eigenen Mitgliedern ergeben.
Prozessanpassungen und Personalengpässe
Eine große Zahl der Firmen steht vor den Herausforderungen, die die aktuelle Personalsituation mit sich bringt. Mehr als 70 Prozent (71,4%) der Befragten geben an, dass Arbeitsprozesse grundlegend umorganisiert werden müssen (Homeoffice, Durchführung von Web-Terminen).
In rund einem Drittel (35,7%) der erfassten Unternehmen gibt es Personalengpässe, weil vor allem durch fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten deutlich weniger Mitarbeiter zur Verfügung stehen.
Bemerkbar machen sich in der mitteldeutschen IT-Branche außerdem Auftragsrückgänge (42,9%) und Materialknappheit durch verspätete Zulieferungen (28,6%).
Gerd Neudert, Geschäftsführer Cluster IT Mitteldeutschland zur Lage der IT-Branche in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen:
„Digitale Infrastrukturen sind in der aktuellen Situation essentielle Grundlagen, um den Betrieb in vielen Unternehmen oder Institutionen aufrecht zu erhalten – sei es durch die Vernetzung von Mitarbeitern im Homeoffice oder die Schaffung von Plattformen zum digitalen Austausch. IT-Unternehmen, die diese Strukturen und damit verbundene Sicherheitsstandards bereitstellen, stehen vor der Herausforderung, diese Leistungen auch zurzeit stabil und vollumfänglich anzubieten. Dabei sind sie mit den gleichen Problemen wie alle anderen Firmen konfrontiert: die Infektionsgefahr mit dem Corona-Virus, fehlende personelle Kapazitäten oder die Umorganisation der Arbeitsweise. Um diese Aufgabe zu bewerkstelligen, haben unsere Mitglieder Notfallpläne zur Aufrechterhaltung des Betriebs entwickelt.“
Dazu zählen: Die Firmen reduzieren Kontakte auf das Nötigste. Sie schränken Geschäftsreisen nahezu vollständig ein und verlagern die Arbeitsplätze möglichst vieler Mitarbeiter ins Homeoffice. Umfassende Hygienemaßnahmen sind ein wesentliches Instrument für die Sicherheit der Mitarbeiter vor Ort. Deutlich erschwert wird dies, da zum Beispiel Desinfektionsmittel nicht mehr frei zugänglich sind.
Unternehmen fürchten langfristige Folgen
Es ist jedoch ein Trugschluss, dass alle Unternehmen der IKT-Branche durch Aufgaben ausgelastet sind. Viele stehen stattdessen vor der Aufgabe, Geschäftsfelder neu auszurichten oder die Geschäftstätigkeit einzuschränken. Neben der momentan schwierigen Auftragslage fürchten viele IT-Unternehmen die langfristigen Folgen.
Die Umfrage des Clusters IT Mitteldeutschland hat gezeigt: Insgesamt 42,9 Prozent rechnen mit mittleren bis großen Auswirkungen der Corona-Krise auf das eigene Geschäft.
Ein Viertel der Befragten benötigt nach eigenen Aussagen finanzielle Unterstützung. Kurzarbeitergeld wurde aktuell von einem Drittel der Umfrage-Teilnehmer beantragt, weitere Liquiditätshilfen von 16,7 Prozent der Befragten.
Trotz der unmittelbaren Folgen der Corona-Krise, geht ein großer Teil der IT-Unternehmen jedoch auch davon aus, die aktuelle Situation zu meistern und dann wieder positiv durchzustarten.
Gerd Neudert betont, dass die IT-Wirtschaft dafür Unterstützung benötigt:
„Die IT-Branche ist ein Schlüsselfaktor für die gesamte Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mitteldeutschland, insbesondere auch für den im Gang befindlichen Strukturwandel der mitteldeutschen Reviere. Der langjährige positive Trend darf sich weder während der Corona-Krise noch danach ins Gegenteil verkehren. Die Folgen für das langfristige Wirtschaftswachstum wären fatal. An dieser Stelle sehen wir die Politik massiv gefordert. Gerade junge, innovative Unternehmen sind aktuell stark auf Unterstützung angewiesen. Ausgewählte IT-Projekte der öffentlichen Hand können jetzt mit den verfügbaren Ressourcen der hiesigen IT-Wirtschaft umgesetzt werden. Das beschleunigt die Digitalisierung der Verwaltungen, befördert die Umsetzung z.B. des Online-Zugangs-Gesetztes und bereitet das effektive Miteinander von Verwaltungen, Wirtschaft und Bürgern für die Zeit nach der Krise wirkungsvoll vor.“
Als Branchennetzwerk hat der Cluster IT Mitteldeutschland ebenfalls Maßnahmen zur Unterstützung der IT-Wirtschaft initiiert.
„Eine unserer zentralen Funktionen sehen wir gegenwärtig als Plattform zum Austausch untereinander. Der Zusammenschluss in unserem Netzwerk macht es möglich, sich gezielt über Strategien zur Krisenbewältigung zu informieren oder sich auch in konkreten Situationen wechselseitig zu unterstützen. Dies gilt jedoch nicht minder in der Partnerschaft mit anderen Wirtschaftszweigen und deren Branchennetzwerken. Die Kooperationen, das Miteinander erfahren jetzt verstärkt Bedeutung, in der die Unternehmen der IT-Wirtschaft als zuverlässige Dienstleister diesen zur Seite stehen. Dazu bieten wir zum Beispiel eine für alle offene Hotline, ein Info-Portal auf der Website und jeden Montag 16 Uhr ein Online-Forum für Mitglieder an“,
so Neudert.