Das Mitteldeutsche Revier hat das Potenzial, zum Hightech-Standort für die digitalen Zukunftsfelder Big Data & Analytics, Künstliche Intelligenz (KI), XR-Technologien und Cybersicherheit zu werden. Zu diesem Schluss kommt eine Strukturwandel-Studie der Metropolregion Mitteldeutschland.
„Digitale Technologien und Prozesse sind ein Schlüsselelement für die erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels im Mitteldeutschen Revier. Die jetzt vorliegende Studie bietet erstmals eine systematische Untersuchung der branchenspezifischen Potenziale der Digitalisierung sowohl auf der Anbieter- als auch der Nachfragerseite“, erklärt Julia Mayer, Handlungsfeldmanagerin Ressourcen bei der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. „Dabei hat sich gezeigt, dass die regionale IKT-Branche in den Zukunftsfeldern Big Data & Analytics, Künstliche Intelligenz, XR-Technologien und Cybersicherheit über große Potenziale und leistungsfähige Strukturen verfügt. In Kombination mit den vorgeschlagenen Maßnahmen können davon in den kommenden Jahrzehnten beträchtliche Innovations- und Wertschöpfungsimpulse für die wirtschaftliche Entwicklung in Mitteldeutschland ausgehen“, so Julia Mayer weiter.
Die im Rahmen des Strukturwandelprojektes „Innovationsregion Mitteldeutschland“ von mm1 – die Beratung für Connected Business und dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG erarbeitete Studie analysiert u. a. die regionalen Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die dominierenden Nachfrager-Branchen von digitalen Produkten und Dienstleistungen, die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt sowie die künftigen Qualifizierungsbedarfe sowie die vorhandenen Förderinstrumente.
Regionale IKT-Wirtschaft stark gewachsen – hohe Anwendungspotenziale in weiteren Branchen
So wuchs die überwiegend kleinteilig strukturierte IKT-Branche in der Region von 2015 bis 2020 im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen überdurchschnittlich stark. In diesem Zeitraum nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bereich „Information und Kommunikation“ um knapp 20 % auf 25.000 Mitarbeiter zu. Der Großteil der IKT-Unternehmen konzentriert sich vor allem auf die Städte Leipzig und Halle (Saale). In den beiden Städten liegen die Anteile an der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen aus dem Bereich „Information und Kommunikation“ bereits heute über dem bundesweiten Durchschnitt. Basierend auf der Schwesterstudie ‚Sozio-ökonomische Perspektive 2040“ der Prognos AG, wird eine Steigerung der nominalen Bruttowertschöpfung bis ins Jahr 2040 um 108 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro erwartet.
Auf der Nachfrageseite erwarten die Autoren der Studie dabei vor allem für das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung, den Energie- und Logistiksektor sowie wissensintensive Dienstleister im Mitteldeutschen Revier große Wachstumschancen im Zuge der Digitalisierung. Aber auch im Bereich Industrie 4.0 sowie in der Chemie- und Pharmaindustrie kann durch den vermehrten Einsatz von digitalen Tools und Prozessen zusätzliche Wertschöpfung in der Region generiert werden.
Gut ein Viertel der IKT-Unternehmen ist Vorreiter in digitalem Zukunftsfeldern
Um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des IKT-Standortes Mitteldeutschland zu untersuchen, identifiziert die Studie 16 Zukunftsfelder der Branche, von denen besonders positive Impulse auf Wertschöpfung und Beschäftigung erwartet werden. Mit diesen digitalen Schlüsseltechnologien wurden die Tätigkeitsschwerpunkte von 1.333 regionalen IKT-Unternehmen sowie den regional ansässigen Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Clustern, Verbänden und Netzwerken der Branche abgeglichen. Demnach sind rund 27 % der betrachteten IKT-Unternehmen im Mitteldeutschen Revier ein digitaler Vorreiter, das heißt, sie sind in mindestens einem dieser Zukunftsfelder aktiv. Von den 38 Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Region, die im IKT-Umfeld aktiv sind, haben 31 eine ausgewiesene Expertise in den digitalen Zukunftsfeldern.
Insgesamt liegen die bestehenden Stärken der Region laut des im Rahmen der Studie erstellten Kompetenzatlas vor allem in vier Zukunftsfeldern: Big Data & Analytics, Künstliche Intelligenz (KI), XR-Technologien und Cybersicherheit. Diese sollten weiter gezielt ausgebaut werden, um das Mitteldeutsche Revier als Hightech-Standort zu etablieren.
Sieben Leuchtturmprojekte für die digitale Transformation im Mitteldeutschen Revier
Dazu schlägt die Studie in den sechs Handlungsfeldern Innovation, Technologietransfer und Beratung, Finanzierung, Aus- und Weiterbildung, Innovationsökosysteme sowie Marketing und Kommunikation eine Reihe an rahmenbildenden Maßnahmen sowie Leuchtturmprojekten vor.
Rahmenbildende Maßnahmen:
- Schrittweiser Aufbau einer digitalen Identität in der Region über Erlebnisräume für Digitalisierung in der Fläche der Region im Sinne einer gesellschaftlichen Bildungsoffensive
- Niederschwellige und flexible Förderinstrumente sowie Wagniskapital-Initiativen für technologieorientierte Gründungen und junge Unternehmen
- Ausbau der digitalen Infrastruktur in den Bereichen 5G, 6G, Glasfaser und LoRaWAN als alternative Technologie für eine energiearme Datenübertragung
Kurz- bis mittelfristige Leuchtturmprojekte:
- Aufbau eines Innovations- und Transferzentrums für Digitalisierung
- Digitale Bildungsoffensive
- Förderung der digitalen Gründungsaktivitäten in Mitteldeutschland
- Startup-Event im Bereich XR/VR & Serious Gaming
Visionäre Leuchtturmprojekte:
- Aufbau eines Technologieparks für Digitalisierung in Industrie und Wirtschaft in der Region Halle-Leipzig
- Gründung einer Softwareschmiede für 6G
- Aufbau eines Daten-Ökosystems für die Themen Smart Mobility oder Smart Energy
Weitere Informationen
Langfassung der Potenzialstudie Digitalisierung und digitale Infrastruktur (PDF)
Quelle: www.mitteldeutschland.com